(13 April 2023)Kommentare 0 Bilder 12 Video GPS
Ich erwachte an einem malerischen See, an dem ich den vorherigen Tag verbracht hatte.
Der Morgen war traumhaft – ich öffnete mein Zelt, und vor mir erstreckte sich ein atemberaubender Blick auf das ruhige Wasser. Die letzten Abende hatte ich stets am Lagerfeuer verbracht, ein wärmender Begleiter in den noch immer kühlen Nächten. Doch das machte mir nichts aus, eingekuschelt in meinen warmen Schlafsack, eine heiße Tasse Kaffee in den Händen, genoss ich die friedliche Morgenstimmung.
Mein nächstes Ziel war ein Lean-to-Shelter, etwa 60 Kilometer entfernt. Ich wollte mir Zeit lassen, um dem Frühling eine Chance zu geben, sich langsam zu entfalten. Die beiden Reisepartner, die mich die letzten Tage begleitet hatten, waren in eine andere Richtung aufgebrochen – weiter nach Osten, wo es einige schöne Nationalparks gab. Ich hingegen wollte flexibel bleiben, meine Route nur grob einhalten und mich spontan entscheiden, wohin es als Nächstes gehen sollte.
Die erste Nacht allein nach langer Zeit war ungewohnt, doch als ich am Morgen erwachte, genoss ich die Ruhe. Am Feuer spielte ich noch ein wenig auf meiner Ukulele, die ich mir in Helsinki zugelegt hatte – nichts Besonderes, aber perfekt für unterwegs. Danach packte ich meine Sachen und machte mich auf den Weg.
Der Süden Finnlands war alles andere als einsam. Immer wieder begegnete ich Menschen, und auch die Rastplätze waren gut besucht. Ich fuhr oft entlang vielbefahrener Straßen und musste mir Wege suchen, um ruhigere Routen zu finden. Mit jedem Kilometer, den ich nach Norden zurücklegte, hoffte ich auf mehr Einsamkeit und unberührte Natur.
Nach einer langen Fahrt fand ich endlich einen Shelter an einem zugefrorenen See. Ich war ganz allein, machte ein Feuer. Doch bald darauf sollten meine Weggefähten wieder zu mir stoßen. Ich kochte mir ein einfaches Abendessen – Salzkartoffeln. Der Ausblick auf das Eis war atemberaubend. Mein Schlafsack war warm genug, sodass ich mir das Zelt sparen konnte. Ich breitete einfach meine Isomatte aus und schlief unter freiem Himmel.
Am Morgen packte ich meine Sachen, schmolz ein wenig Schnee, um mein Trinkwasser aufzufüllen, und zog weiter. Ich überlegte, wie weit ich die Kälte noch austesten konnte. Bisher hatte ich bei -6 Grad problemlos geschlafen – vielleicht würden sogar -10 Grad noch machbar sein? Falls es zu kalt wurde, würde ich mir einfach ein wärmendes Feuer machen.
Unterwegs machte ich eine Kaffeepause. Dank meiner Solarpanels hatte ich keinerlei Stromprobleme. Selbst meine Drohne und Kameras ließen sich problemlos aufladen – eine echte Erleichterung für eine Reise wie diese.
Später erreichte ich eine Lavvu, eine finnische Schutzhütte. Es war bereits dunkel, als ich ankam, also entzündete ich schnell ein Feuer und grillte ein paar Würste. Die Nacht war mit -1 Grad angenehm, und durch die windgeschützte Lage der Hütte fror ich nicht. Mein Plan war es, am nächsten Tag eine weitere Kota anzusteuern – doch zuvor musste ich mich durch tiefen Schnee kämpfen. Ich sank bis zu den Knien ein, was das Vorankommen erschwerte. Am Abend trocknete ich meine durchnässten Schuhe am Feuer.
Das Wetter blieb kalt, aber sonnig. Die Temperaturen sanken weiter, bald sollten es -7 oder -8 Grad werden. Ich fragte mich, wie lange ich unter diesen Bedingungen weiterfahren konnte. Doch trotz der Herausforderungen genoss ich jeden Moment: die unberührte, mystische Natur, die zugefrorenen Seen und die unglaubliche Stille. Ich wusste, dass es nicht mein letzter Besuch in Finnland sein würde.
An einem besonders eisigen Tag fuhr ich gegen den Ostwind an, der mir scharf ins Gesicht schnitt. Mein Ziel war eine Lavu an einem See, etwa 15 Kilometer entfernt. Der Weg war beschwerlich – Eis, Schnee und dichter Wald verlangten mir alles ab. Doch als ich endlich ankam und das Feuer entzündete, wusste ich: Es hatte sich wieder einmal gelohnt.
(21 April 2023)Kommentare 0 Bilder 12 Video GPS
s war eine bitterkalte Morgenstunde, als ich das Feuer entfachte, um mir einen heißen Kaffee zu machen. Die Kälte kroch mir in die Knochen, aber der erste Schluck des dampfenden Getränks half, mich etwas aufzuwärmen. Mein Fahrrad stand bereit, und ich hatte noch rund 20 Kilometer bis zur nächsten Unterkunft vor mir. Nach 15 Tagen unter freiem Himmel freute ich mich unheimlich auf eine warme Dusche und ein richtiges Bett.
Der Weg zurück zur Straße erwies sich als mühsam. Der Schnee lag dicht, die vereisten Stellen machten das Fortkommen schwierig. Doch als ich endlich wieder auf dem Radweg war, gab es kein Halten mehr. Ich trat kräftig in die Pedale, während mir der eisige Wind ins Gesicht peitschte. Der Gedanke an die bevorstehende Pause trieb mich an. Als ich nach zwei Wochen unter freiem Himmel endlich wieder in einem richtigen Zimmer ankam, genoss ich jede Sekunde der Wärme und gönnte mir eine lange, erholsame Dusche. Frische Wäsche – ein purer Luxus, den ich erst jetzt wieder zu schätzen wusste.
Nach ein paar Tagen der Ruhe, zeigte sich Finnland weiter von seiner härtesten, aber auch beeindruckendsten Seite. Ich war definitiv zu früh hier angekommen – überall lag Schnee, die Temperaturen fielen nachts auf -6°C, und ich kämpfte mich durch gefrorene Landschaften. Doch überraschenderweise hatte ich mich an die Kälte gewöhnt. Ich erinnerte mich an die Zeit in Portugal, als ich morgens bei 4°C gefroren hatte – jetzt schlief ich bei kälteren Temperaturen im Schlafsack, ohne zu frieren. Der Körper passte sich an, und mit der Zeit wurde der frostige Norden zu meinem Alltag.
Nach einer kurzen Rast an einem stillen Parkplatz kochte ich mir eine einfache Nudelsuppe. Kein Auto weit und breit, nur ich, mein Rad und der gefrorene See hinter dem Schneehügel. Ich genoss die Stille, bevor ich mich wieder auf den Weg machte.
Die nächsten Kilometer zogen sich, und ich war froh, als ich endlich meine Unterkunft für die Nacht erreichte. Eine kleine Laavu mit Teppichboden – ein ungewohnter, aber willkommener Komfort.
Der nächste Morgen begann spät. Ich hatte lange geschlafen und mich dann langsam auf den Weg gemacht. Die Route führte mich zunächst entlang der E75, doch schon bald wurde mir geraten, eine sicherere Nebenstraße zu nehmen. Die Bundesstraße war gefährlich, voller Lastwagen und ohne Seitenstreifen. Also bog ich ab und genoss die Ruhe auf der kleineren Straße.
Am Abend erreichte ich meinen Schlafplatz – eine kleine Laavu mit Feuerstelle und einem atemberaubenden Blick auf den zugefrorenen See. Der Sonnenuntergang tauchte die Landschaft in ein warmes Licht, das sich im Eis spiegelte. Ich entschied mich gegen ein Feuer und kroch stattdessen früh in meinen Schlafsack. Morgen würde es weitergehen, noch näher an die Küste. Ich freute mich auf das Meer, das mich in wenigen Tagen erwarten würde.
Am nächsten Morgen war es eiskalt. Angeblich sollten es tagsüber bis zu 12°C werden, doch im Moment war davon noch nichts zu spüren. Ich packte schnell meine Sachen zusammen und machte mich auf die Suche nach einem Café, um meine Hände aufzuwärmen. Meine Finger waren taub vor Kälte, und ich sehnte mich nach einem heißen Kaffee.
Unterwegs traf ich wieder auf Simon und Debbie, mit denen ich eine kurze Rast einlegte. Die Sonne kam endlich heraus, und für einen Moment war die Kälte vergessen. Gemeinsam fuhren wir weiter, bis ich mich entschied, ein anderes Laavu anzusteuern. Es war etwa 70 Kilometer entfernt, und wenn es mir gefiel, würde ich dort die Nacht verbringen.
Der Boden war weich und voller Wasser, da der Schnee langsam schmolz. Mein Fahrrad versank förmlich im sandigen Untergrund, aber ich kämpfte mich durch. Endlich erreichte ich mein Ziel: ein Lavvu und eine offenen Kota daneben. Eine Familie grillte dort, aber wie erwartet blieben sie nicht lange. Kaum zehn Minuten später war ich allein. Sie hatten sogar das Feuer angelassen – perfekt! Ich war erschöpft vom Wind und der langen Fahrt, also setzte ich mich in die Sonne, trank ein Radler und bereitete mein Abendessen vor.
Die Tage wurden immer länger. Bald würde ich den Polarkreis erreichen, und die Sonne würde nicht mehr untergehen. Ich war gespannt, wie sich das auf meinen Rhythmus auswirken würde. Doch für den Moment genoss ich einfach den stillen Abend am Lagerfeuer, während die Dämmerung nur langsam über die gefrorene Landschaft kroch.
Die Reise durch Finnland war hart, aber atemberaubend schön. Jeden Tag kämpfte ich gegen Kälte, Wind und Schnee, doch die Natur belohnte mich mit einzigartigen Momenten, die ich nie vergessen würde. Morgen würde es weitergehen – näher ans Meer, näher an mein nächstes Ziel. Und wer wusste schon, welche Abenteuer mich noch erwarteten?
(29 April 2023)Kommentare 0 Bilder 11 Video GPS
Ich hatte meine Taschen wieder einmal randvoll gepackt und war bereit für das nächste Abenteuer. Noch etwa 40 Kilometer trennten mich von der Küste, und ich bemerkte, dass mit jedem Kilometer, den ich näher kam, der Schnee langsam weniger wurde. Mein Ziel für den heutigen Tag war eine Kota – eine finnische Schutzhütte. Ich wusste nicht genau, was mich erwarten würde, da es auf Google Maps kein Bild davon gab. Es war ein reines Glücksspiel.
Die ersten zehn Kilometer hatte ich bereits hinter mir, doch es war schon fast drei Uhr nachmittags. Ich schob mein Fahrrad durch den tiefen Schnee, ohne zu wissen, ob sich die Strapazen überhaupt lohnen würden. Als es dann auch noch anfing zu schneien, wurde die Unsicherheit größer. Doch ich zog weiter, immer mit der Hoffnung, dass die Kota mich mit einem warmen Unterschlupf empfangen würde.
Als ich endlich ankam, fiel mir ein Stein vom Herzen – es hatte sich gelohnt! Ich betrat die Hütte, machte ein Feuer und kochte mir etwas zu essen. Während draußen der Schnee weiter fiel, wurde es drinnen langsam gemütlich und warm. In der Nacht sollten die Temperaturen auf -3 Grad fallen, also bereitete ich mich auf eine kalte Nacht vor. Mein Plan für den nächsten Tag war ambitioniert: 90 Kilometer bis zur nächsten Kota, in der Simon und Debbie diese Nacht verbrachten.
Am nächsten Morgen wachte ich in einer eisigen Hütte auf. Das Feuer war längst erloschen, und ich überlegte kurz, ob ich noch einmal nachlegen sollte, um mich aufzuwärmen. Doch die Zeit drängte, also entschied ich mich dagegen. Nach einem schnellen Frühstück packte ich meine Sachen und machte mich auf den Weg. Der Schnee hatte in der Nacht weiter zugenommen, doch die Hauptstraßen waren glücklicherweise geräumt. Ich radelte entlang der Bundesstraße, meistens auf dem Radweg. Links von mir lag irgendwo das Meer, doch der Himmel war grau und bedeckt, sodass ich kaum etwas erkennen konnte.
Gegen Mittag legte ich eine Pause an einer Tankstelle ein, um mir einen Kaffee zu gönnen. Ein freundlicher Finne sprach mich an, und nach einem kurzen Gespräch lud er mich auf einen Kaffee ein. Er bot mir sogar an, mich und mein Fahrrad mit dem Auto in die nächste Stadt zu bringen. Ich lehnte dankend ab – ich wollte meine Reise aus eigener Kraft fortsetzen, auch wenn das Wetter herausfordernd war.
Nach 50 weiteren Kilometern erreichte ich endlich mein Ziel. Ich hatte mir eine Unterkunft mit Sauna gegönnt – ein purer Luxus nach den eisigen Tagen auf dem Fahrrad. Ich war völlig durchnässt, mein Fahrrad war mit Schnee und Matsch bedeckt, aber die Aussicht auf eine heiße Sauna ließ mich alle Strapazen vergessen.
Ein paar Tage später fuhr ich weiter in Richtung Oulu. Die Wege waren täglich eine neue Herausforderung – mal vereist, mal von Schnee bedeckt. Und dann kam ein magischer Moment: Ich sah zum ersten Mal in meinem Leben das zugefrorene Meer. Ich stand am bottnischen Meerbusen und konnte in der Ferne die Küste Schwedens erkennen. Auf dem Eis sah ich einen Fischer, der dort mitten auf der gefrorenen Fläche sein Glück versuchte. Ich fragte mich, ob man einfach hinüberlaufen könnte oder ob es irgendwo brüchig werden würde. Eine verrückte Vorstellung!
Die letzten Kilometer des Tages waren besonders anstrengend. Als ich meinen Shelter erreichte, war mein Sattel durchgenässt und meine Kleidung klamm. Ich wickelte eine Plastiktüte um meinen Sattel und hoffte, dass mein Hinterteil bis zum Morgen wieder trocken sein würde. Die letzten Tage hatten mir gezeigt, wie unbarmherzig, aber auch wie wunderschön der finnische Winter sein konnte. Und so legte ich mich mit einem Lächeln in meinen Schlafsack – bereit für das nächste Abenteuer.
(02 Mai 2023)Kommentare 0 Bilder 7 Video GPS
Der Morgen begann kalt, wie fast jeder Morgen auf dieser Reise. Noch eingewickelt in meinen Schlafsack überlegte ich, ob ich erst Kaffee trinken oder direkt meine Sachen packen sollte. Die Temperaturen waren frisch, aber die Aussicht auf die heutige Strecke trieb mich an. 100 Kilometer lagen vor mir, mit mehreren Optionen für mögliche Unterkünfte unterwegs. Mein Ziel war ambitioniert, doch ich wusste, dass ich flexibel bleiben musste.
Nach dem Zusammenpacken ging es los – doch schon bald gab es das erste Problem. Eine Rohrschelle an meinem Fahrrad war gebrochen. Zum Glück hatte ich noch Material vom letzten Mal dabei, sodass ich das Ganze notdürftig reparieren konnte. Ganz zufrieden war ich nicht, aber es hielt – vorerst.
Dann begann die eigentliche Fahrt. Der Fluss, den ich überqueren musste, war noch zugefroren, zumindest hoffte ich das. Ausgerüstet mit Regenkleidung war ich auf alles vorbereitet, denn der Wetterbericht hatte für den Nachmittag Regen angekündigt. Die ersten Kilometer liefen gut, doch mit dem einsetzenden Regen wurde die Strecke zur Herausforderung. Schnee, Matsch und Eis machten das Fahren schwierig, besonders entlang der Hauptstraße E8/E75, die ich schließlich verließ. Der alternative Weg war zwar ruhiger, aber nicht weniger anstrengend. Während ich mich durch das winterliche Finnland kämpfte, fragte ich mich immer wieder: Warum tue ich mir das eigentlich an? Doch die Antwort lag auf der Straße vor mir.
Nach einer regnerischen und anstrengenden Fahrt entschied ich mich für eine Nacht im Hostel in Kemi. Meine Schuhe und Klamotten waren komplett durchnässt, und bei den Minusgraden war es mir wichtiger, trocken und gesund zu bleiben. Am nächsten Morgen, mit trockenen Sachen und neuer Energie, machte ich mich wieder auf den Weg. Die Sonne schien, und trotz der niedrigen Temperaturen fühlte sich die Fahrt deutlich angenehmer an.
Ein besonderes Highlight des Tages: Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich Rentiere! Obwohl sie in dieser Region häufig vorkommen sollen, war es für mich ein magischer Moment. Die Entscheidung, die Landstraße anstelle der Bundesstraße zu nehmen, hatte sich ausgezahlt. Die Landschaft war atemberaubend, die Ruhe wohltuend – und ich konnte die Natur viel intensiver genießen.
Ich passierte mehrere mögliche Schlafplätze, doch da es noch früh war, entschied ich mich weiterzufahren. Schließlich erreichte ich mein Ziel nach 112 Kilometern: eine kleine, einfache Hütte. Kein Feuerholz mehr vorhanden, aber mit meinem Gaskocher ließ sich das Problem leicht lösen. Die Erschöpfung war groß, doch der Stolz über die zurückgelegte Strecke überwog. Während ich mich für die Nacht einrichtete, überlegte ich meine Route für den nächsten Tag. Sollte ich den EuroVelo 10 nehmen, der mich durch das berühmte Weihnachtsdorf in Rovaniemi führen würde, oder eine ruhigere Route wählen? Die Entscheidung verschob ich auf den Morgen.
Nach einer kalten Nacht und einem schnellen Kaffee stand ein weiterer Meilenstein auf dem Plan: Der nördliche Polarkreis. Mit jedem Kilometer wurde mir bewusster, wie weit ich bereits gekommen war. Die Landschaft veränderte sich, es wurde einsamer, doch genau das hatte ich mir gewünscht.
Ein kurzer Stopp an einer Tankstelle brachte eine unerwartete Begegnung. Ein freundlicher Mann bot mir an, eine Nacht bei ihm zu verbringen – inklusive Dusche und einem warmen Bett. Doch seine Stadt lag 130 Kilometer entfernt, und es war nicht klar, ob ich meine Route entsprechend anpassen wollte. Eine Entscheidung, die ich später treffen würde.
Während die Reise weiterging, wurde mir immer bewusster, wie sehr mich diese Fahrt veränderte. Die Herausforderungen, die Wetterumschwünge, die endlosen Kilometer – all das formte eine Erfahrung, die mich noch lange begleiten würde. Und mit jeder neuen Etappe wuchs die Vorfreude auf das, was noch kommen würde.
(07 Mai 2023)Kommentare 0 Bilder 11 Video GPS
Die Sonne stand bereits am Himmel, als ich die Augen öffnete. Die ersten Strahlen fielen auf mein Gesicht, und trotz der klirrenden Kälte von -2°C fühlte sich der Morgen unglaublich schön an. Es war ein perfekter Tag, um weiterzufahren. Heute lagen etwa 100 Kilometer vor mir.
Die Strecke führte bergauf, der Wind blies mit bis zu 37 km/h aus dem Norden und bremste mich aus. Vor mir lag eine der einsamsten Etappen der gesamten Reise: 200 Kilometer durch die Wildnis, ohne eine Stadt, ohne Einkaufsmöglichkeiten, nur pure Natur. Ich liebte diese Stille, doch sie brachte auch Herausforderungen mit sich.
Als der Tag voranschritt, wurde der Wind immer stärker. Ich trat unermüdlich in die Pedale, doch es fühlte sich an, als würde ich auf der Stelle treten. Gerade, als ich dachte, dass ich irgendwo in der Kälte kampieren müsste, entdeckte ich zufällig eine kleine Kota am Wegesrand. Sie war nirgends eingezeichnet, doch ein Schild hatte mich neugierig gemacht. Ich bog ab, schaute sie mir an und entschied: Hier bleibe ich.
Das Feuer knisterte, während ich mein Abendessen kochte. Die Wärme breitete sich langsam aus, doch in der Nacht fiel die Temperatur auf -7°C. Ich war dankbar für meinen Schlafsack, auch wenn selbst er an seine Grenzen kam. Am Morgen machte ich ein großes Feuer, um mich aufzuwärmen, und buchte mir für die kommenden zwei Nächte ein Zimmer in Levi – eine kleine Belohnung nach den eisigen Tagen.
Die Reise ging weiter, und mit jedem Kilometer wurde die Einsamkeit greifbarer. Kein Verkehr, keine Menschen, nur die endlosen Weiten Finnlands. Die Stille war beeindruckend, fast surreal. Es war einer dieser Momente, in denen ich mir bewusst wurde, warum ich diese Reise machte: die Freiheit, die Natur und die Herausforderung.
Am Abends musste ich mein Zelt an einem kleinen Parkplatz aufschlagen, da der Schnee zu tief war, um irgendwo anders Halt zu finden. Die Nacht war ruhig, die Temperaturen mit 3°C erträglich. Am Morgen packte ich zusammen und machte mich auf die nächste Etappe gefasst.
Mit der Zeit stellte ich ein Problem an meinem Fahrrad fest: ein unaufhörliches Knacken. Nach langer Suche fand ich die Ursache – vier gelöste Speichen im Hinterrad. Ich zog sie so gut es ging nach, und die Fahrt konnte weitergehen.
Ein besonderer Moment war das Erreichen der 10.000-Kilometer-Marke. Eine unglaubliche Strecke, die ich aus eigener Kraft zurückgelegt hatte. Es fühlte sich surreal an, zu wissen, dass ich fast ein Viertel um die Erde geradelt war.
Nun stand das letzte große Ziel in Finnland bevor: die Grenze zu Norwegen. Mein Zelt stand bereit für die letzte Nacht auf finnischem Boden. Morgen würde ich die Grenze überqueren und mich auf den letzten Abschnitt zum Nordkap begeben. Die Reise war noch nicht vorbei – doch das Abenteuer führte mich unaufhaltsam weiter in den Norden.