(06 März 2023)Kommentare 0 Bilder 14 Video GPS
Meine Sachen waren gepackt, das Nachtlager aufgelöst, und nach einem schnellen Einkauf fürs Frühstück war ich bereit für den Tag. Der Himmel war bewölkt, aber die Temperaturen hielten sich noch im Rahmen. Der Wintereinbruch war für Samstag angekündigt, mit Schnee und Graupel – aber bis dahin wollte ich noch möglichst viel Strecke machen.
Die Route führte mich heute entlang einer Bundesstraße mit viel Verkehr. Zum Glück gab es einen breiten Seitenstreifen für Radfahrer, sodass ich zügig vorankam. Mein Ziel war ehrgeizig: die ungarische Grenze überqueren und insgesamt 100 Kilometer schaffen. Am nächsten Tag sollten es dann noch etwa 70 Kilometer bis zu einer Unterkunft an einem See sein. Drei Nächte wollte ich dort verbringen, um mich auszuruhen und neue Kraft zu sammeln. Bis 18 Uhr musste ich dort sein – Zeit zum Trödeln gab es also nicht.
Am Nachmittag erreichte ich die ungarische Grenze. Es war 15 Uhr, also hatte ich noch ein paar Stunden, um weiterzufahren und einen geeigneten Platz für mein Zelt zu finden. Meine erste Nacht in Ungarn stand bevor – ich war gespannt. Doch langsam spürte ich, dass eine Erkältung im Anmarsch war. Deshalb beschloss ich, so viele Kilometer wie möglich heute noch zu fahren, um am nächsten Tag weniger leisten zu müssen.
Am Abend waren es schließlich 106 Kilometer geworden. Ich rollte mich in meinen Schlafsack und hoffte, dass die Erkältung nicht schlimmer wurde. Doch in der Nacht wurde meine Nase immer dichter. Der nächste Morgen begann mit verstopften Atemwegen, aber es half nichts – ich musste weiter. Doch erst einmal musste ich mir ungarisches Geld besorgen, denn ohne Bargeld war es schwierig, einen Kaffee zu bekommen.
Nach weiteren 60 Kilometern erreichte ich endlich meine Unterkunft am See. Die letzten Kilometer zogen sich, und meine Kraftreserven waren spürbar erschöpft. Hier, an einem beliebten Urlaubsort, schien alles auf Deutsch beschriftet zu sein – offenbar ein Magnet für deutsche Touristen. Aber für mich zählte nur eines: Erholung. Eine warme Dusche, ein Bett und endlich Nasenspray, um wieder frei atmen zu können. Der Regen prasselte gegen das Fenster, während ich mich ins Bett kuschelte.
Doch die Erkältung wurde nicht besser, also entschied ich mich, meinen Aufenthalt um weitere drei Tage zu verlängern. Erst nach sieben Tagen Pause fühlte ich mich wieder bereit, weiterzufahren. Die Nase war noch leicht verstopft, aber ich hielt es nicht länger aus – mir fiel die Decke auf den Kopf. Also sattelte ich mein Rad und machte mich wieder auf den Weg.
Es tat gut, wieder in die Pedale zu treten, auch wenn sich meine Beinmuskulatur nach der langen Pause ungewohnt schwer anfühlte. Die Route führte mich auf gerader Strecke durch Ungarn. Die Sonne schien, und ich war froh, die Entscheidung getroffen zu haben, heute loszufahren, denn am nächsten Tag war Regen angesagt. Nach langer Zeit begegneten mir tatsächlich mal wieder andere Radreisende – das letzte Mal war das in Spanien passiert.
Für die Nacht fand ich einen überdachten Fahrrad-Rastplatz, perfekt für ein biwakartiges Lager. Am Morgen wachte ich mehrfach auf, aber insgesamt hatte ich gut geschlafen. Jetzt stand ein besonderes Highlight an: die Fahrt durch Budapest. Danach wollte ich die Grenze zur Slowakei erreichen. Doch bevor es so weit war, hatte ich ein Ritual zu pflegen – einen letzten Kaffee in Ungarn, bevor ich weiterzog.
Es war immer ein komisches Gefühl, in ein Land einzureisen, in dem ich noch nie zuvor war. Die Slowakei war nun mein zehntes Land auf dieser Reise. Meine Route führte mich jedoch nicht über die besten Wege – am Ende musste ich sogar einen frisch gepflügten Acker durchqueren, wodurch mein Rad und meine Schuhe komplett mit Matsch überzogen waren.
Müdigkeit überkam mich, also stellte ich mein Zelt auf und fiel ins Bett. Morgen würde ich mich um das Chaos kümmern. Doch trotz aller Strapazen wusste ich: Die Reise ging weiter, und mit jedem Kilometer erwarteten mich neue Abenteuer.
(14 März 2023)Kommentare 0 Bilder 12 Video GPS
Es war früh am Morgen, die Luft eiskalt und das Zelt von einer frostigen Schicht bedeckt. Der Gedanke, sich aus dem warmen Schlafsack zu quälen und das nasse Equipment zusammenzupacken, war alles andere als verlockend. Doch genau das gehörte zu einer Radreise durch Osteuropa dazu. Also raus in die Kälte und los ging’s! Die ersten Tritte in die Pedale waren mühsam, doch nach wenigen Minuten wurde der Körper warm. Jeder Atemzug war sichtbar in der kalten Luft, während die ersten Sonnenstrahlen zaghaft durch die Wolken brachen.
Die slowakischen Radwege, die mich mein Navigationssystem entlangführte, sahen teilweise fragwürdig aus. Doch immerhin waren sie befahrbar – im Gegensatz zu den Schlammpassagen der letzten Tage. Mit jedem Kilometer hoffte ich auf bessere Wege, während ich mich durch festgefrorenen Matsch kämpfte. Mein Stock war mein bester Freund, wenn es darum ging, den Dreck vom Rad zu kratzen. Die Reifen knirschten über den frostigen Boden, und trotz der Anstrengung spürte ich die Kälte in meinen Fingern.
Am Abend fand ich einen traumhaften Platz am Fluss, in der Nähe von Nitra. Der perfekte Ort, um das Zelt aufzuschlagen und die müden Beine auszuruhen. Doch die Entscheidung, im Zelt zu übernachten, war nicht immer die bequemste – ein Hotelzimmer wäre eine Option gewesen. Aber die Vorstellung, in die Stadt zu fahren, Gepäck hochzuschleppen und sich in ein überfülltes Gebäude zu zwängen, ließ mich dann doch im Zelt schlafen. In der Dunkelheit lauschte ich den Geräuschen der Natur, während ich in meinen Schlafsack gekuschelt die Anstrengungen des Tages Revue passieren ließ.
Der nächste Morgen begann mit dem üblichen Ritual: Kaffee kochen, Reifen aufpumpen und das Chaos der letzten Nacht zusammenpacken. Dann ging es weiter – durch Wälder, über matschige Pfade und steile Anstiege. Immerhin wärmte die Anstrengung, sodass die Regenjacke bald wieder ausgezogen werden musste. Die Straße wand sich bergauf, und mit jedem Höhenmeter wurde die Aussicht spektakulärer. Doch der Himmel blieb grau, und als ich den höchsten Punkt erreichte, begann es erneut zu regnen.
Ein Highlight des Tages: Eine einsame Feuerstelle mitten im Nirgendwo. Perfekt zum Verweilen und um über die nächsten Etappen nachzudenken. Doch das Wetter blieb unbeständig – Regen wechselte sich mit Sonne ab, die Wolken rissen immer wieder auf und ließen die Landschaft episch wirken. Ich nutzte die Gelegenheit, um ein Feuer zu entfachen und hie mein Zelt aufzuschlagen.
Der nächsten Morgen sollte wieder kalt werden. Die Abfahrt war rasant, der Wind pfiff an mir vorbei, während ich mit hoher Geschwindigkeit die Serpentinen hinunterrollte.
Nach unzähligen Kilometern und wechselhaftem Wetter gönnte ich mir zwei Nächte in einer Unterkunft. Die Gründe? Akkus aufladen, Videos schneiden und eine dringend benötigte Dusche. Zudem stand ein besonderes Jubiläum an: Sechs Monate war ich nun unterwegs. Eine verrückte Vorstellung, wenn ich an den Start meiner Reise zurückdachte. Ich ließ die vergangenen Monate Revue passieren – die Herausforderungen, die ich gemeistert hatte, die Menschen, die mir geholfen hatten, und die unvergesslichen Momente auf den Straßen.
Die tschechische Grenze war nur 15 Kilometer entfernt, und kaum war ich dort, fielen mir die gut ausgebauten Radwege auf. Doch das Wetter blieb ein Spielverderber: Der Wind machte meine Weiterreise zu einer Herrausfürderung. Die Nacht verbrachte ich unter einer Autobahnbrücke – nicht gerade idyllisch, aber zumindest windgeschützt. In solchen Momenten fragte ich mich, warum ich mir das antat – doch am nächsten Morgen, wenn die Sonne aufging und ich wieder auf meinem Rad saß, wusste ich die Antwort: Es war die Freiheit, die mich antrieb.
Am Morgen dann der nächste Grenzübertritt: Polen. Hier erwartete mich eine erfreuliche Entdeckung: Seit 2021 gab es offiziell freigegebene Wälder für Wildcamping. Perfekt für eine entspannte Nacht ohne Sorgen um unerwartete Begegnungen mit Ordnungshütern. Ich schlug mein Lager an einem kleinen See auf, kochte mir eine einfache Mahlzeit und genoss die Stille. Der Sternenhimmel war klar, und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen.
(26 März 2023)Kommentare 0 Bilder 15 Video GPS
Ich hatte mein Zelt direkt am Weg aufgebaut. In Polen machte ich mir keine Gedanken darüber, ob mich jemand erwischen würde. Noch bevor ich meinen ersten Kaffee gekocht hatte, war ein Traktor an mir vorbeigefahren – aber alles war cool. Die Kälte war jedoch kaum zu ignorieren. Der Wetterbericht hatte für die Nacht -3 Grad vorhergesagt, und die Temperaturen fühlten sich definitiv danach an. Schnee und Regen wechselten sich ab, aber mit einem heißen Kaffee in der Hand bereitete ich mich mental auf den Tag vor. Es wurde Zeit, mein Lager wieder zusammenzupacken und weiterzuziehen.
Die Nacht war bitterkalt gewesen, -4 Grad hatte mein Schlafsack aushalten müssen. Immerhin schien die Sonne, und ich machte mich früh auf den Weg. Die Kälte kroch mir dennoch in die Knochen, also trat ich ordentlich in die Pedale, um mich aufzuwärmen. Ich wollte an diesem Tag einiges schaffen, aber ich setzte mich nicht unter Druck – wenn es nicht lief, dann war es eben so. Gegen Mittag erreichte ich eine Stadt, deren Namen ich nicht einmal aussprechen konnte. Ich beschloss, mir eine Unterkunft zu nehmen. Eine warme Nacht und eine heiße Dusche waren eine willkommene Abwechslung.
Nach einer Nacht in der Unterkunft führte mich mein Weg auf eine Landstraße und weiter in den Wald. Ich hatte mir vorgenommen, mindestens 80 Kilometer zu schaffen. Auf meiner Route traf ich einen Mann, der mich fragte, wo ich die Nacht verbringen würde. Ich erwähnte, dass ich im Wald schlafen wollte, woraufhin er mir anbot, bei ihm zu übernachten. Wenn ich keine Angst hätte, wäre ich herzlich willkommen. Ich nahm das Angebot gerne an. Am Abend lud er mich zum Essen ein – er hatte mir chinesisches Essen besorgt. Wir unterhielten uns lange. Er war selbst Radreisender gewesen und erst vor Kurzem aus Portugal zurückgekehrt.
Am Morgen war mein Gastgeber bereits unterwegs, hatte mir jedoch noch Frühstück dagelassen. Gut gestärkt machte ich mich auf den Weg. Der Tag war von Regen und Matsch geprägt, und meine Reifen versanken regelmäßig in schlammigen Wegen. Ich hielt an, um mein Fahrrad sauberzumachen, doch es war ein endloser Kampf gegen die nassen Straßen. Trotz allem zog ich weiter, immer mit meinem Ziel vor Augen.
Ich hatte an einer zugemüllten Feuerstelle geschlafen, aber das machte mir nichts aus – ich hatte gut geschlafen. Polen war landschaftlich schön, aber ich spürte, wie mich mein Kopf immer weiter nach Skandinavien zog. Seit Beginn meiner Reise hatte ich mich auf den Moment gefreut, an dem ich endlich Finnland erreichen würde. Jetzt wollte ich einfach nur Kilometer machen und vorankommen. Ich trank meinen Kaffee, frühstückte schnell und setzte meine Reise fort.
Ich hatte beschlossen, eine alternative Strecke zu wählen. Der EuroVelo 11 verlief über lange Sandwege, und mein Fahrrad war inzwischen völlig mit Sand verdreckt. Ich suchte mir eine andere Route, um schneller und bequemer voranzukommen. Das Wetter blieb regnerisch, und ich wusste, dass die nächsten Tage nicht besser werden würden. Dennoch: Nur noch 200 Kilometer bis ins Baltikum! Wenn alles gut lief, würde ich es in zwei oder drei Tagen schaffen.
Am Morgen packte ich mein Zelt zusammen und fuhr weiter. Plötzlich rasten Kampfjets in niedriger Höhe über meinen Kopf hinweg – ein beklemmendes Gefühl, wenn man bedenkt, dass Belarus und Kaliningrad gleich um die Ecke waren. Ich ignorierte den Gedanken und trat weiter in die Pedale. Noch 77 Kilometer bis zur Grenze. Ich wollte sie heute noch erreichen, und mit jedem Kilometer wurde die Landschaft schöner. Hügel prägten das Bild, und ich spürte, wie ich der Natur wieder näherkam. Die letzten Tage in Polen neigten sich dem Ende zu – bald würde das Baltikum vor mir liegen. Ich verbrachte jedoch noch ein paar Tage in einer Unterkunft an der Grenze zu Litauen
Die Reise ging weiter, aber mein Blick war bereits nach Norden gerichtet. Skandinavien wartete auf mich.
(03 April 2023)Kommentare 0 Bilder 26 Video GPS
Nach einer kurzen Verschnaufpause setzte ich meine Reise fort, mein nächstes Etappenziel war Litauen. Die Temperaturen waren winterlich, die Nächte fielen bis auf -4°C, doch das hielt mich nicht auf. Ich stieg auf mein Fahrrad und trat entschlossen in die Pedale. Der Frost lag morgens noch auf den Wiesen, und der Atem bildete kleine Wölkchen in der kalten Luft. Die Natur war karg, aber von einer eindrucksvollen Weite geprägt.
Kaum überquerte ich die Grenze, offenbarte sich mir die Weite Litauens: dünn besiedelte Landstriche, endlose Felder und kaum befahrene Straßen. Die gelegentlichen Auflockerungen der Wolkendecke ließen für einen Moment die Sonne durchscheinen, doch die klirrende Kälte blieb bestehen. Mit gleichmäßigem Tritt und konstanter Bewegung ließ sie sich jedoch aushalten. Die Straßen waren meist gut ausgebaut, führten durch sanft gewellte Landschaften und immer wieder an einsamen Gehöften vorbei, die wie kleine Inseln in der offenen Landschaft wirkten.
Am Nachmittag traf ich unerwartet auf Simon und Debbie, ein radreisendes Ehepaar auf dem Weg nach Skandinavien. Schnell entschieden wir uns, gemeinsam weiterzufahren. Die Gesellschaft war eine willkommene Abwechslung, und so meisterten wir gemeinsam eisige Graupelschauer und starken Gegenwind. Einige Tage blieben wir zusammen, teilten Geschichten und Erlebnisse und genossen die raue, aber eindrucksvolle Natur. Abends suchten wir gemeinsam nach geeigneten Plätzen zum Übernachten, oft versteckt in kleinen Wäldern oder auf abgelegenen Lichtungen, wo wir unsere Zelte aufschlugen und die Wärme eines einfachen Feuers genossen.
•••
In Klaipėda gönnten wir uns eine Pause in einem Airbnb und nutzten die Gelegenheit, einen Tagesausflug zur Kurischen Nehrung zu unternehmen, einem schmalen Landstreifen zwischen Ostsee und Haff, der für seine beeindruckenden Dünenlandschaften bekannt ist. Die Nehrung beeindruckte uns mit ihrer wilden Schönheit – endlose Sanddünen, durchzogen von schmalen Wegen, die durch die Kiefernwälder führten. Wir erklommen die höchsten Dünen und ließen unseren Blick über das scheinbar endlose Meer schweifen. Der Wind peitschte uns ins Gesicht, doch es war ein Moment der Freiheit und des Staunens.
Schließlich trennten sich unsere Wege, allerdings mit der Aussicht auf ein Wiedersehen in einer finnischen Hütte – eine Vorstellung, die den Abschied erleichterte. Ich setzte meine Route entlang der Ostseeküste fort, begleitet vom Rauschen der Wellen, und suchte mir am Abend einen geeigneten Schlafplatz. Doch das nächste Wiedersehen sollte nicht lange auf sich warten lassen. Die Ostsee zeigte sich in ihrer wilden, ursprünglichen Pracht: Hohe Wellen brachen an den sandigen Stränden, während Möwen in der steifen Brise kreisten. Die frische, salzige Luft verlieh der Reise eine ganz besondere Atmosphäre.
Die Wetterbedingungen blieben anspruchsvoll. In Lettland überraschte mich feiner, durchdringender Regen, der binnen kürzester Zeit meine gesamte Ausrüstung durchnässte. Schließlich baute ich mein Zelt in der Dunkelheit am Straßenrand auf – 390 Kilometer durch Lettland lagen noch vor mir. Da Finnland zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend schneebedeckt war, entschied ich mich, die Etappe bewusst langsamer anzugehen. Laut Wetterprognosen war in etwa zehn Tagen mit einer Erwärmung zu rechnen. So nutzte ich die Gelegenheit, kleinere Dörfer entlang meiner Route zu erkunden. Ich kam mit Einheimischen ins Gespräch, die mir wärmende Getränke anboten und mich neugierig nach meinen Reiseerlebnissen fragten.
Die folgenden Tage forderten mir einiges ab: Sturmböen, Schneefall und eisige Temperaturen machten jede Etappe zur Herausforderung. Doch ich trat weiter, Schritt für Schritt, Kilometer um Kilometer. Ich wusste, dass Simon und Debbie nicht weit entfernt waren, und so überraschte es mich nicht, als sich unsere Wege erneut kreuzten. Gemeinsam bewältigten wir die anspruchsvolle 95-Kilometer-Etappe nach Riga – die lettische Hauptstadt.
Riga empfing mich mit einem letzten unvorhersehbaren Wetterumschwung: Kurz vor der Stadtgrenze setzte plötzlich dichter Schneefall ein, die eisige Kälte kroch mir in die Glieder. Ein warmes Zimmer wurde zur Notwendigkeit. Ich gönnte mir eine dringend benötigte Pause, wärmte mich auf und plante meine nächsten Schritte. Mein Schuhwerk war den Bedingungen längst nicht mehr gewachsen, sodass ein Besuch bei Decathlon unumgänglich war.
(10 April 2023)Kommentare 0 Bilder 16 Video GPS
Der Tag begann früh, als ich mich auf mein Fahrrad schwang und Richtung Decathlon radelte. Ursprünglich hatte ich vor, die Rennradstrecke zu nehmen, doch die Route führte entlang einer dreispurigen Straße, die eher einer Autobahn glich. Die Autos rasten in gefährlicher Nähe an mir vorbei, und als ein LKW mich mit seinem Windzug erfasste, wurde mir klar: Hier war es zu gefährlich. Also entschied ich mich um und wählte den EuroVelo 13. Diese Route war zwar sandig und verlangsamte mein Tempo erheblich, aber die Sicherheit ging vor. Zudem bot der Wald eine deutlich angenehmere Kulisse als die tosenden Fahrzeuge neben mir.
Während ich mich durch die Sandpisten kämpfte, begann ich nach einem geeigneten Schlafplatz Ausschau zu halten. Sollte ich einen Platz am Meer finden, wäre das der perfekte Abschluss des Tages. Doch zunächst machte ich eine kleine Rast, um neue Energie zu tanken, bevor es weiterging. Das Fahrrad schieben war manchmal unvermeidbar, aber die Natur entschädigte mich für die Anstrengungen.
Der Tag war diesmal kürzer als gewohnt – knapp 65 Kilometer lagen hinter mir. Am Abend verabredete ich mich mit Simon und Debbie, die sich irgendwo in einem Waldstück niedergelassen hatten. Ich folgte der Standortmarkierung, die sie mir geschickt hatten. Doch bevor ich sie erreichte, machte ich einen kurzen Stopp in einem Decathlon und kaufte mir neue Überzieher für meine Schuhe. Sie waren eigentlich für Regen gedacht, doch mir ging es in erster Linie darum, meine Füße vor der eisigen Kälte zu schützen – eine Investition, die sich sofort bezahlt machte.
•••
Am nächsten Morgen packte ich meine Sachen und startete früh in den Tag. Simon und Debbie waren bereits vorausgefahren. Ich setzte mir als Tagesziel die estnische Grenze – 65 Kilometer lagen vor mir. Das sollte machbar sein. Die Strecke führte durch dichte Wälder, vorbei an klaren Seen und kleinen Dörfern. Schließlich erreichte ich Estland – das letzte Land vor Skandinavien. Nur noch 202 Kilometer trennten mich von Tallinn, von wo aus ich die Fähre nach Helsinki nehmen würde. Zufällig traf ich Simon und Debbie erneut. Sie waren ebenfalls auf dem Weg Richtung Norden, zogen aber in ihrem eigenen Tempo weiter.
Unterwegs entdeckten wir einen perfekt eingerichteten Rastplatz: Eine Feuerstelle am Wasser und genug Platz, um mein Zelt aufzuschlagen. Der Plan war klar – hier würde wir bleiben. Wir sammelte Holz, entfachten ein kleines Feuer und bereitete Abendessen zu. Nach einer erholsamen Nacht machte ich mich wieder auf den Weg. Mein Ziel war nun Tallinn. Das Wetter spielte mit, die Sonne schien, und es wurde endlich wieder angenehm warm. Ich musste sogar meine Jacken ausziehen, so sehr kam ich ins Schwitzen. Der Weg führte mich durch wunderschöne Landschaften, bis ich in einem kleinen Kaffee erneut auf Simon und Debbie traf. Wir tranken gemeinsam einen Kaffee, bevor sich unsere Wege kurzzeitig erneut trennten.
Mit 44 Kilometern bis Tallinn war ich gut in der Zeit. Gemeinsam suchten wir auf Google Maps einen geeigneten Platz zum Zelten vor der Stadt – ein kleiner See sollte als Nachtlager dienen. Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen: Die Fähre nach Helsinki legte bereits um 6:30 Uhr ab. Der Wecker klingelte um 4 Uhr, wir packten schnell zusammen und fuhren zum Hafen. In der aufgehenden Morgensonne verließ ich das Baltikum – eine unvergessliche Reise durch das Baltikum neigte sich dem Ende zu, während ein neues Abenteuer in Skandinavien auf mich wartete.