Projekt Europa

Eine Radreise geht zu Ende

(09 Juni 2023)

Nach neun Monaten, 18 durchquerten Ländern und mehr als 11.600 Kilometern auf dem Rad geht eine unvergessliche Reise zu Ende.

Der Morgen begann mit den ersten Sonnenstrahlen, die mein Shelter durchfluteten. Ich hatte erstaunlich gut geschlafen, war früh eingeschlafen und hatte nicht einmal den Sonnenuntergang mitbekommen. Ein Blick in den Himmel versprach einen perfekten Tag: strahlend blau, nur wenige Wolken, und mit 14 Grad angenehm warm. Doch bevor es weiterging, erst einmal ein Kaffee, ganz entspannt, den Moment genießend.

Nach den ersten 20 Kilometern suchte ich mir ein schönes Plätzchen, um eine Pause einzulegen. Die Gedanken kreisten um meine Entscheidung: Sollte ich durch Dänemark weiterfahren und dann mit dem Zug nach Hause, oder doch noch nach Holland? Die Sehnsucht nach Familie und Heimat war groß, gleichzeitig hatte ich Angst vor dem Moment, wenn die Reise wirklich vorbei wäre. Der Gedanke an das Unbekannte, was danach kommen würde, bereitete mir Unruhe. 400 Kilometer bis zur deutsch-dänischen Grenze blieben mir, um mich zu entscheiden.

Der Wind machte es mir nicht leicht, kam natürlich genau von vorne, als wollte er mir zusätzlich Steine in den Weg legen. Doch ich wusste: Am nächsten Tag würde ich die Richtung wechseln und nach Süden fahren. Also Zähne zusammenbeißen und weiter.

Am Abend, nach 74 Kilometern, erreichte ich mein Nachtlager. Doch kaum hatte ich mich eingerichtet, kamen Jugendliche mit lauter Musik vorbei. Perfekt. Ich kroch dennoch in meinen Schlafsack und versuchte, mich auf den nächsten Tag zu freuen. Die letzte Etappe rückte näher.

Am Morgen schlief ich länger als geplant, erwachte erst um neun. Heute musste ich einkaufen, denn ein Feiertag stand bevor. Der erste Laden war nicht weit, also packte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg. Die Routine, die ich in den letzten Monaten entwickelt hatte, machte es mir leicht, wieder in den Rhythmus zu kommen.

Am Nachmittag fand ich einen Shelter mit Strom. Ein echtes Highlight! Ich nutzte die Gelegenheit, um Videos zu schneiden und ein wenig zur Ruhe zu kommen. Währenddessen schwirrten Mücken über einem kleinen Teich in der Nähe. Nicht ideal, aber damit musste ich leben.

Ein weiteres Highlight: Meine erste Outdoor-Dusche. Das Wasser war eiskalt, doch das Gefühl danach unbezahlbar. Frisch und voller neuer Energie kochte ich mir eine Mahlzeit und genoss die Ruhe.

Der letzte Abend unter freiem Himmel führte mir vor Augen, dass diese unglaubliche Reise wirklich zu Ende ging. Nur noch 45 Kilometer bis Flensburg, dann der Bus nach Berlin, weiter nach München. Nach neun Monaten war es soweit. Ich hatte erreicht, was ich mir vorgenommen hatte, und wusste: Die Zeit war reif für die Rückkehr. Die Mischung aus Wehmut und Vorfreude war kaum in Worte zu fassen.

Als ich die letzte Statistik meiner Reise zusammenstellte, wurde mir das Ausmaß dieser Erfahrung bewusst: 11.610 Kilometer, 80.440 Höhenmeter, 196 Tage im Sattel. 273 Tage unterwegs, 150 Nächte in der Natur, unzählige Begegnungen mit Menschen, die mich auf diesem Weg inspiriert hatten. Es war ein Abschied, aber auch ein Anfang.

Neue Pläne und Ideen brodelten bereits in meinem Kopf. Die nächste Reise wird kommen. Wann und wohin? Das bleibt vorerst mein Geheimnis. Aber eines ist sicher: Dies war nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang.

Danke an alle, die mich auf dieser Reise begleitet haben. Bis zum nächsten Abenteuer!

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