(28 Mai 2023)
Die letzten Tage waren eine echte Herausforderung. Noch am Morgen hatte es geregnet, und das Wetter sah nicht danach aus, als würde es sich bessern. Trotzdem saß ich wieder auf dem Rad, die nächste Etappe wartete. Die Höhenmeter summierten sich, doch die Aussicht belohnte mich zwischendurch immer wieder – zumindest, wenn der Nebel mir nicht gerade die Sicht nahm. Der Regen war ein ständiger Begleiter, mal stärker, mal schwächer, aber immer präsent.
Ein Highlight des Tages war der höchste Tunnel der Strecke. Direkt davor traf ich ein älteres französisches Paar mit ihrem Camper, die mich spontan auf einen Kaffee einluden. Mit einer Übersetzungs-App verständigten wir uns mühsam, aber herzlich. Nach dieser kleinen Pause ging es bergab, 300 Meter tiefer, und weiter Richtung Fähre. Die Zeit war knapp, aber ich rechnete mir gute Chancen aus, die Überfahrt noch zu erwischen.
Der Wind wurde zunehmend zum Problem. In der Nacht schlug er mit Böen von bis zu 70 km/h gegen mein Zelt, rüttelte und zerrte daran, als wolle er es mir entreißen. An Schlaf war kaum zu denken. Der nächste Morgen brachte keine Erleichterung – ich kämpfte mich mühsam gegen den Wind voran, er drohte mich von der Straße zu drücken. An Weiterfahren war kaum zu denken. Stattdessen suchte ich mir ein Café, um eine Pause einzulegen und meine Optionen zu überdenken.
Am Abend stand die Entscheidung fest: Die Wetterprognosen waren miserabel, teils sogar mit Schneefall angekündigt. Ich beschloss, die Hurtigruten-Fähre nach Bodø zu nehmen und von dort den Zug Richtung Süden. Die Kälte und der Wind hatten mir genug abverlangt. Auch wenn es mir schwerfiel, die geplante Route auf den Lofoten abzubrechen, schien es die vernünftigste Entscheidung.
Die Überfahrt bot zumindest eine neue Perspektive: Ich konnte die Lofoten von Deck aus bestaunen, während das Wetter wechselte zwischen kurzen Sonnenstrahlen und plötzlichen Schneeschauern. Nach einer langen Nacht auf der Fähre kam ich schließlich in Bodø an. Ich nutzte die Zeit, um meine Ausrüstung zu trocknen – alles war klamm und nass. In einem kleinen Hotel konnte ich endlich wieder eine warme Dusche genießen, ein Luxus, den ich nach Tagen im Regen und Wind umso mehr zu schätzen wusste.
Der nächste Abschnitt der Reise führte mich mit dem Zug nach Trondheim. Im Zug, traf ich ein Pärchen, das ebenfalls mit dem Rad unterwegs war. Während wir am Bahnhof auf den Anschluss warteten, nutzte ich die Gelegenheit für einen kurzen Spaziergang durch die Stadt. Nach all den Tagen auf dem Rad war es eine willkommene Abwechslung, einfach durch die Straßen zu schlendern und das urbane Leben aufzusaugen.
Die Entscheidung, die Tour in dieser Form fortzusetzen, fiel mir nicht leicht. Doch letztendlich war es eine gute Wahl. Der nächste Abschnitt sollte mich nach Dänemark führen – hoffentlich mit etwas milderem Wetter und weniger stürmischen Nächten.
Am frühen Abend sollte ich mit dem Zug in Oslo ankommen. hier buchte ich mir ein kleines Zimmer in einem Hotel und schmiedete eine City Sightseeing Tour für den nächsten Tag.