(14 Mai 2023)
Es war ein Tag voller Herausforderungen, als ich mich aufmachte, den Nordcup zu erreichen – ein Ziel, das ich mir fest gesetzt hatte, ohne zu wissen, was mich auf dem Weg erwarten würde. Die Wetterbedingungen waren alles andere als ideal: Der Wind kam unaufhörlich aus dem Norden, und der Nieselregen machte das Fahren noch unangenehmer. Doch ich hatte mich entschlossen, die Strecke zu meistern.
Gestern war ich nur 16 Kilometer gefahren und hatte mir eine Unterkunft in der Nähe von Honigswck gesucht, um die leeren Powerbanks aufzuladen. Mein Gepäck hatte ich im Hotel gelassen, welches ich in Honningsvåg bezog – ein kleiner Vorteil, wenn man sich durch steile Anstiege kämpft. Ohne die schwere Ladung auf dem Rücken schien der Anstieg etwas einfacher, doch der Wind bremste mich weiterhin, als wäre er mein persönlicher Gegner.
Der Aufstieg zum Nordkap war alles andere als einfach. Ein 9-prozentiger Anstieg über drei Kilometer verlangte mir alles ab. Aber je höher ich kam, desto mehr wurde mir bewusst, wie viel schöner und majestätischer die Natur hier oben war. Der zugefrorene See hinter mir und die verschneiten Landschaften rundum waren atemberaubend. Trotz des Regens und des kalten Windes konnte ich nicht anders, als die Schönheit der Umgebung zu bewundern. Ich kämpfte mich also weiter den Berg hinauf.
Oben angekommen, war ich schließlich am Ziel – zumindest für den Moment. Der Wind war noch stärker als zuvor, und die Aussicht war fast nicht existent. Nebel hatte sich über alles gelegt. Trotzdem war ich stolz, es bis hierher geschafft zu haben, und es war ein triumphales Gefühl, alles mit eigener Kraft erreicht zu haben. Doch der Weg nach unten war nicht weniger herausfordernd. Bei Windböen von bis zu 80 km/h fuhr ich weiter, im Bewusstsein, dass das Schlimmste vielleicht schon hinter mir lag.
Nach einem kurzen Zwischenstopp und einer Pause, um mich aufzuwärmen, ging es weiter. Der Plan war, auf das Schiff nach Øksfjord zu gelangen. Um 4 Uhr klingelte der Wecker – früh genug, um die Fähre noch zu erreichen. Um 6 Uhr kam das Schiff, und ich war bereit, die Reise fortzusetzen. Doch auch auf dem Schiff fühlte ich mich ein wenig verloren. Der weite Blick auf das offene Meer brachte mir das Gefühl von Heimweh. Als ich vom Schiff stieg und mich wieder auf das Fahrrad schwang, dachte ich nur noch an eins: „Ich will nach Hause.“
Doch die Reise war noch nicht zu Ende. Ich war von Süden nach Norden gefahren, hatte über 10.000 Kilometer hinter mir – das war ein gewaltiges Gefühl. Aber war ich wirklich noch motiviert, weiterzumachen? Oder war es der Anfang eines kleinen Tiefs, das mir den Spaß an der Sache zu rauben drohte? Ich wusste es nicht. Der Tag fühlte sich nicht gut an, doch ich wollte mir Zeit lassen, um darüber nachzudenken. Vielleicht war es nur eine Phase, ein Moment der Erschöpfung.
Die Strecke war noch lang, und in den nächsten Tagen würde ich sehen, wie sich mein Zustand entwickeln würde. Es gab noch viel zu entdecken, doch manchmal musste man innehalten und sich fragen, ob der Weg noch der richtige war. Aber auch wenn ich meine Ziele bereits erreicht hatte, konnte ich nicht anders, als die Reise zu genießen, solange ich konnte.
Der nächste Tag war besser. Ich hatte mich wieder aufgerappelt und fuhr weiter. Doch die körperlichen Erschöpfungen zeigten sich zunehmend. Die 400 Höhenmeter, die ich an diesem Tag überwinden musste, waren brutal. Mein Körper war am Limit. Die schlechten Nächte, der starke Wind und die wenigen Stunden Schlaf machten mir zu schaffen. Aber die Landschaft – sie war einfach zu schön, um nicht weiterzufahren.
Als ich schließlich den höchsten Punkt erreicht hatte, bemerkte ich, dass ich meinen Rucksack vergessen hatte. Es war ein unangenehmes Gefühl, zurückzufahren, doch die Zeit war mir einfach zu schade. Also fuhr ich ohne Rucksack weiter. Es fühlte sich ungewohnt an, doch es war das einzig Richtige.
Am Ende des Tages fand ich einen ruhigen Schlafplatz, obwohl der Wind erneut heftig an meinem Zelt rüttelte. Der Plan für den nächsten Tag stand schon fest: Mehr Höhenmeter, mehr Kilometer und vielleicht die nächste Fähre – auch wenn ich noch nicht wusste, wann genau sie fuhr.
Und so endete ein weiterer Tag auf meiner Reise. Ein Tag voller Höhen und Tiefen – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hatte viel geschafft, doch die Reise war noch lange nicht vorbei.