(07 Mai 2023)
Die Sonne stand bereits am Himmel, als ich die Augen öffnete. Die ersten Strahlen fielen auf mein Gesicht, und trotz der klirrenden Kälte von -2°C fühlte sich der Morgen unglaublich schön an. Es war ein perfekter Tag, um weiterzufahren. Heute lagen etwa 100 Kilometer vor mir.
Die Strecke führte bergauf, der Wind blies mit bis zu 37 km/h aus dem Norden und bremste mich aus. Vor mir lag eine der einsamsten Etappen der gesamten Reise: 200 Kilometer durch die Wildnis, ohne eine Stadt, ohne Einkaufsmöglichkeiten, nur pure Natur. Ich liebte diese Stille, doch sie brachte auch Herausforderungen mit sich.
Als der Tag voranschritt, wurde der Wind immer stärker. Ich trat unermüdlich in die Pedale, doch es fühlte sich an, als würde ich auf der Stelle treten. Gerade, als ich dachte, dass ich irgendwo in der Kälte kampieren müsste, entdeckte ich zufällig eine kleine Kota am Wegesrand. Sie war nirgends eingezeichnet, doch ein Schild hatte mich neugierig gemacht. Ich bog ab, schaute sie mir an und entschied: Hier bleibe ich.
Das Feuer knisterte, während ich mein Abendessen kochte. Die Wärme breitete sich langsam aus, doch in der Nacht fiel die Temperatur auf -7°C. Ich war dankbar für meinen Schlafsack, auch wenn selbst er an seine Grenzen kam. Am Morgen machte ich ein großes Feuer, um mich aufzuwärmen, und buchte mir für die kommenden zwei Nächte ein Zimmer in Levi – eine kleine Belohnung nach den eisigen Tagen.
Die Reise ging weiter, und mit jedem Kilometer wurde die Einsamkeit greifbarer. Kein Verkehr, keine Menschen, nur die endlosen Weiten Finnlands. Die Stille war beeindruckend, fast surreal. Es war einer dieser Momente, in denen ich mir bewusst wurde, warum ich diese Reise machte: die Freiheit, die Natur und die Herausforderung.
Am Abends musste ich mein Zelt an einem kleinen Parkplatz aufschlagen, da der Schnee zu tief war, um irgendwo anders Halt zu finden. Die Nacht war ruhig, die Temperaturen mit 3°C erträglich. Am Morgen packte ich zusammen und machte mich auf die nächste Etappe gefasst.
Mit der Zeit stellte ich ein Problem an meinem Fahrrad fest: ein unaufhörliches Knacken. Nach langer Suche fand ich die Ursache – vier gelöste Speichen im Hinterrad. Ich zog sie so gut es ging nach, und die Fahrt konnte weitergehen.
Ein besonderer Moment war das Erreichen der 10.000-Kilometer-Marke. Eine unglaubliche Strecke, die ich aus eigener Kraft zurückgelegt hatte. Es fühlte sich surreal an, zu wissen, dass ich fast ein Viertel um die Erde geradelt war.
Nun stand das letzte große Ziel in Finnland bevor: die Grenze zu Norwegen. Mein Zelt stand bereit für die letzte Nacht auf finnischem Boden. Morgen würde ich die Grenze überqueren und mich auf den letzten Abschnitt zum Nordkap begeben. Die Reise war noch nicht vorbei – doch das Abenteuer führte mich unaufhaltsam weiter in den Norden.