(21 April 2023)
s war eine bitterkalte Morgenstunde, als ich das Feuer entfachte, um mir einen heißen Kaffee zu machen. Die Kälte kroch mir in die Knochen, aber der erste Schluck des dampfenden Getränks half, mich etwas aufzuwärmen. Mein Fahrrad stand bereit, und ich hatte noch rund 20 Kilometer bis zur nächsten Unterkunft vor mir. Nach 15 Tagen unter freiem Himmel freute ich mich unheimlich auf eine warme Dusche und ein richtiges Bett.
Der Weg zurück zur Straße erwies sich als mühsam. Der Schnee lag dicht, die vereisten Stellen machten das Fortkommen schwierig. Doch als ich endlich wieder auf dem Radweg war, gab es kein Halten mehr. Ich trat kräftig in die Pedale, während mir der eisige Wind ins Gesicht peitschte. Der Gedanke an die bevorstehende Pause trieb mich an. Als ich nach zwei Wochen unter freiem Himmel endlich wieder in einem richtigen Zimmer ankam, genoss ich jede Sekunde der Wärme und gönnte mir eine lange, erholsame Dusche. Frische Wäsche – ein purer Luxus, den ich erst jetzt wieder zu schätzen wusste.
Nach ein paar Tagen der Ruhe, zeigte sich Finnland weiter von seiner härtesten, aber auch beeindruckendsten Seite. Ich war definitiv zu früh hier angekommen – überall lag Schnee, die Temperaturen fielen nachts auf -6°C, und ich kämpfte mich durch gefrorene Landschaften. Doch überraschenderweise hatte ich mich an die Kälte gewöhnt. Ich erinnerte mich an die Zeit in Portugal, als ich morgens bei 4°C gefroren hatte – jetzt schlief ich bei kälteren Temperaturen im Schlafsack, ohne zu frieren. Der Körper passte sich an, und mit der Zeit wurde der frostige Norden zu meinem Alltag.
Nach einer kurzen Rast an einem stillen Parkplatz kochte ich mir eine einfache Nudelsuppe. Kein Auto weit und breit, nur ich, mein Rad und der gefrorene See hinter dem Schneehügel. Ich genoss die Stille, bevor ich mich wieder auf den Weg machte.
Die nächsten Kilometer zogen sich, und ich war froh, als ich endlich meine Unterkunft für die Nacht erreichte. Eine kleine Laavu mit Teppichboden – ein ungewohnter, aber willkommener Komfort.
Der nächste Morgen begann spät. Ich hatte lange geschlafen und mich dann langsam auf den Weg gemacht. Die Route führte mich zunächst entlang der E75, doch schon bald wurde mir geraten, eine sicherere Nebenstraße zu nehmen. Die Bundesstraße war gefährlich, voller Lastwagen und ohne Seitenstreifen. Also bog ich ab und genoss die Ruhe auf der kleineren Straße.
Am Abend erreichte ich meinen Schlafplatz – eine kleine Laavu mit Feuerstelle und einem atemberaubenden Blick auf den zugefrorenen See. Der Sonnenuntergang tauchte die Landschaft in ein warmes Licht, das sich im Eis spiegelte. Ich entschied mich gegen ein Feuer und kroch stattdessen früh in meinen Schlafsack. Morgen würde es weitergehen, noch näher an die Küste. Ich freute mich auf das Meer, das mich in wenigen Tagen erwarten würde.
Am nächsten Morgen war es eiskalt. Angeblich sollten es tagsüber bis zu 12°C werden, doch im Moment war davon noch nichts zu spüren. Ich packte schnell meine Sachen zusammen und machte mich auf die Suche nach einem Café, um meine Hände aufzuwärmen. Meine Finger waren taub vor Kälte, und ich sehnte mich nach einem heißen Kaffee.
Unterwegs traf ich wieder auf Simon und Debbie, mit denen ich eine kurze Rast einlegte. Die Sonne kam endlich heraus, und für einen Moment war die Kälte vergessen. Gemeinsam fuhren wir weiter, bis ich mich entschied, ein anderes Laavu anzusteuern. Es war etwa 70 Kilometer entfernt, und wenn es mir gefiel, würde ich dort die Nacht verbringen.
Der Boden war weich und voller Wasser, da der Schnee langsam schmolz. Mein Fahrrad versank förmlich im sandigen Untergrund, aber ich kämpfte mich durch. Endlich erreichte ich mein Ziel: ein Lavvu und eine offenen Kota daneben. Eine Familie grillte dort, aber wie erwartet blieben sie nicht lange. Kaum zehn Minuten später war ich allein. Sie hatten sogar das Feuer angelassen – perfekt! Ich war erschöpft vom Wind und der langen Fahrt, also setzte ich mich in die Sonne, trank ein Radler und bereitete mein Abendessen vor.
Die Tage wurden immer länger. Bald würde ich den Polarkreis erreichen, und die Sonne würde nicht mehr untergehen. Ich war gespannt, wie sich das auf meinen Rhythmus auswirken würde. Doch für den Moment genoss ich einfach den stillen Abend am Lagerfeuer, während die Dämmerung nur langsam über die gefrorene Landschaft kroch.
Die Reise durch Finnland war hart, aber atemberaubend schön. Jeden Tag kämpfte ich gegen Kälte, Wind und Schnee, doch die Natur belohnte mich mit einzigartigen Momenten, die ich nie vergessen würde. Morgen würde es weitergehen – näher ans Meer, näher an mein nächstes Ziel. Und wer wusste schon, welche Abenteuer mich noch erwarteten?