(13 Februar 2023)
Nach Tagen, die ich mein Zelt nicht aufbauen musste, war es endlich wieder so weit – ich verbrachte eine Nacht im Zelt. Die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt, und ich merkte, wie die Kälte langsam durch den Stoff kroch. Doch mit der Morgensonne kam auch die Vorfreude auf einen neuen Tag auf dem Rad.
Der erste Kaffee war wie immer mein treuester Begleiter. In aller Ruhe bereitete ich ihn zu, während ich mich darauf einstellte, mein Zelt wieder zusammenzupacken. Die Luft war frostig, aber die Sonnenstrahlen verliehen dem Moment eine besondere Magie. Mein Weg führte mich weiter durch die italienische Landschaft – entlang der sogenannten Food Valley, einer Region, die für ihre kulinarischen Spezialitäten bekannt ist. Doch meine Gedanken waren woanders: Nach fünf Monaten auf Reise spürte ich eine leichte Müdigkeit, eine Art Reisemüdigkeit, die sich langsam in mir ausbreitete.
Trotzdem trat ich weiter in die Pedale. Kilometer um Kilometer legte ich zurück, während mich ein eisiger Wind begleitete. Die Landschaft war flach, die Felder weitläufig, und hin und wieder passierte ich kleine Dörfer, die mich mit ihrem rustikalen Charme faszinierten. Nach einer kurzen Pause, in der ich mir eine warme Mahlzeit kochte, setzte ich meine Fahrt fort. Die Vorfreude auf einen hoffentlich nicht ganz so kalten Schlafplatz trieb mich an.
Die Nacht kam schneller als gedacht, und mit ihr die eisige Kälte. Mein Wasser gefror in den Flaschen, selbst die Bananen, die ich mitführe, wurden zu eisigen Klumpen. Ich improvisierte einen kleinen Zeltofen, um zumindest für einen Moment etwas Wärme zu erzeugen. Doch auch in dieser Nacht wurde mir bewusst: Der Winter war nun mein ständiger Begleiter.
Am Morgen erwachte ich in einem von Frost überzogenen Zelt. Ich brauchte einige Minuten, um mich zu überwinden und aus meinem warmen Schlafsack zu klettern. Ein Kaffee war jetzt Pflicht – nicht nur für den Geschmack, sondern auch, um meine kalten Hände zu wärmen. Nach dem Zusammenpacken meines Camps schwang ich mich wieder auf mein Rad und nahm die nächsten Kilometer in Angriff. Mein Ziel war Giorgia, eine kleine Stadt, die wegen ihrer unzähligen Kanäle auch als "Klein-Venedig" bekannt ist.
Der Tag verlief anstrengend, aber die Aussicht auf eine warme Unterkunft motivierte mich. Nach etwa 65 Kilometern erreichte ich Giorgia gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Die letzten Strahlen des Tages tauchten die Stadt in ein malerisches Licht, und ich genoss den Anblick der alten Brücken und Wasserwege.
Nachdem ich mich in meiner Unterkunft eingerichtet hatte, machte ich noch einen kleinen Spaziergang durch die engen Gassen. Der Duft von frisch gebackener Pizza lockte mich in eine der traditionellen Trattorien. So ließ ich den Abend mit einer großzügigen Portion italienischer Küche ausklingen.
Die nächsten Tage verbrachte ich damit, mich etwas zu erholen, meine Wäsche zu waschen und die Stadt zu erkunden. Es war das vierte Mal in fünf Monaten, dass ich meine Kleidung in einer Waschmaschine reinigen konnte – und das Gefühl von frisch gewaschener Wäsche war fast unbezahlbar. Der Bsitzer spendierte mir sogar einen Gratis-Kaffee.
Bald würde mein Abenteuer weitergehen – durch das traumhafte Lido von Venedig. Doch für diesen Moment genoss ich die Ruhe, die Giorgia mir schenkte, bevor es wieder hieß: Aufsteigen, in die Pedale treten und weiterziehen.