(07 Januar 2023)
Silvester war anders als sonst. Keine Feiern, kein Feuerwerk, stattdessen ein früher Schlaf. Gegen 23 Uhr war ich bereits weggetreten. Die letzten Tage hatte ich mich zurückgezogen, eine digitale Pause eingelegt und wenig gefilmt. Nach Weihnachten hatte ich Tarifa erreicht, doch nun war es Zeit, weiterzuziehen. Mein Ziel: Barcelona, von wo aus ich das Schiff nach Genua nehmen wollte.
Die spanische Küste hatte mich müde gemacht. Kilometer um Kilometer führte der Weg entlang stark befahrener Straßen. Ich sehnte mich nach etwas Abgeschiedenheit, nach Ruhe. Immerhin fand ich einen schönen Platz für die Nacht: direkt neben einer alten Ruine mit Blick aufs Meer. Ich hoffte auf eine erholsame Nacht.
Am Morgen wachte ich auf, als die Sonne bereits am Himmel stand. Der erste Gedanke: Kaffee! Mein Wasser reichte gerade noch für eine letzte Tasse. Dann ging es los zum Einkaufen. Hunger und Durst trieben mich an. Doch die Strecke machte keinen Spaß. Der EuroVelo 8 führte mich entlang der A7, einer Straße, die sich wie eine Autobahn an der Mittelmeerküste entlangzog. Ich wusste: Bald musste ich ins Inland abbiegen, raus aus dem Verkehr, rein in die Natur.
Nach einer weiteren Nacht an einem wenig idealen Schlafplatz - direkt neben der Straße, von vorbeifahrenden Autos beleuchtet - hatte ich genug. Die Entscheidung stand fest: Ab in die Berge! Es bedeutete zwar mehr Höhenmeter, aber endlich würde ich wieder die Stille genießen können. Schon nach wenigen Kilometern merkte ich, dass es die richtige Wahl war. Die Landschaft wurde wilder, die Aussicht spektakulärer. Keine Hotels, keine Menschenmassen, nur ich, mein Rad und die Natur.
Nach einem langen Aufstieg fand ich einen perfekten Platz für die Nacht. Die Sonne tauchte alles in ein mystisches lila Licht - ein magischer Moment. Am nächsten Morgen, umgeben von Nebelschwaden, packte ich mein Zelt zusammen und machte mich bereit für eine rasante Abfahrt. Doch meine Wasserflaschen hatten über Nacht Algen angesetzt. Eine Lektion: Regelmäßig reinigen!
Weiter ging es durch endlose Olivenhaine. Die Küste lag nun weit hinter mir, die Berge waren mein neues Zuhause. Jeder Anstieg war eine Herausforderung, aber der Blick von oben machte alles wett. An einem Tag bewältigte ich fast 800 Höhenmeter, ein harter Kampf. Doch als ich den Gipfel erreichte, wusste ich: Es hatte sich gelohnt.
Nach Tagen im Zelt gönnte ich mir eine Pause in einem kleinen Hotel. Eine heiße Dusche, frische Wäsche und ein bisschen Entspannung - das tat gut. Am nächsten Morgen zog es mich wieder hinaus. Die Straßen wurden flacher, die Landschaft weitläufiger. Ich hatte noch keinen festen Plan, nur das Ziel, so lange zu fahren, bis die Dunkelheit einsetzte. Wohin mich die Reise führen würde? Ich ließ es auf mich zukommen.
Diese Tage in Spanien lehrten mich viel: Durchhalten, loslassen, den Moment genießen. Und vor allem: Ich bin kein Küstenmensch. Die Berge sind mein Zuhause.