(30 Dezember 2022)
Nachdem ich die Stadt Huelva hinter mir ließ, fuhr ich eine Weile an einem Fluss entlang. Mein Magen knurrte, doch ich hatte nichts mehr zu essen. Hätte ich doch besser noch in der Stadt eingekauft! Aber ich wollte einfach nur raus, die Weite genießen. Irgendwo würde sich bestimmt eine Einkaufsmöglichkeit finden.
Dann passierte es: Mein Fahrrad versank plötzlich im Matsch, ich rutschte weg und fiel voll hinein. Meine Kleidung, meine Schuhe – alles war mit einer dicken Schlammschicht überzogen. Ich konnte nur lachen. Also schob ich mein Rad durch den Morast, um wieder festen Boden unter den Rädern zu bekommen. Die Umgebung war wunderschön, und trotz des Missgeschicks genoss ich die Ruhe und den Moment.
Doch das nächste Problem ließ nicht lange auf sich warten: Die Kette riss. Ich wollte sie austauschen, doch beim Öffnen der neuen Kette fiel mir der Verschluss herunter und war nicht mehr auffindbar. Also blieb mir nichts anderes übrig, als den alten zu verwenden. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, immer genügend Ersatzteile dabeizuhaben.
Die Nacht verbrachte ich in der Nähe einer Straße. Der Verkehr war laut, aber ich war zu erschöpft, um mich daran zu stören. Am Morgen machte ich mich auf die Suche nach einer Möglichkeit, mein Fahrrad von all dem Matsch und Sand zu befreien. An einer Tankstelle fand ich einen Hochdruckreiniger. Eine große Erleichterung, dachte ich – doch ich sollte noch merken, dass das nicht die beste Idee war. Durch den starken Wasserstrahl konnte Dreck nicht nur entfernt, sondern auch in ungewollte Ecken gedrückt werden. Trotzdem fühlte es sich gut an, endlich wieder mit einem sauberen Rad unterwegs zu sein.
Am 25. Dezember verbrachte ich Weihnachten in einem Hotel. Ich telefonierte mit meiner Familie und genoss einen ruhigen Tag. Doch am nächsten Morgen ging es weiter. Nebel lag in der Luft, doch es versprach, ein schöner sonniger Tag zu werden. Leider musste ich unterwegs feststellen, dass die Fähre, die ich nehmen wollte, an diesem Tag nicht fuhr. Also entschied ich mich für einen Umweg über Sevilla. Es waren zwar 50 Kilometer zusätzlich, aber was soll´s? Ich liebte die Spontanität dieser Reise.
Wieder verbrachte ich eine Nacht unter freiem Himmel, etwas abseits eines kleinen Weges. Morgens entdeckte ich in der Nähe ein verendetes Tier. Ein merkwürdiges Gefühl, so nah an etwas Vergangenem geschlafen zu haben. Doch ich war ausgeschlafen und bereit für den Tag. Es waren noch etwa 66 Kilometer bis Tarifa – und ich freute mich darauf, endlich den südlichsten Punkt Europas zu erreichen.
Die Tage zwischen Weihnachten und Silvester machten mich nachdenklich. Die Einsamkeit der Reise wurde mir in diesen Momenten besonders bewusst. Doch als ich in die Ferne blickte, wusste ich: Ich war genau am richtigen Ort. Die Landschaft war atemberaubend, und das Abenteuer, das ich erlebte, war einzigartig.
Tarifa
In Tarifa angekommen, fand ich ein Hostel für die Nacht. Dort lernte ich eine ältere Dame kennen, die ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs war. Gemeinsam gingen wir am Abend Pizza essen. Sie erzählte mir von ihrer Eisdiele an der Ostsee und gab mir ihre Adresse. Vielleicht würden sich unsere Wege irgendwann wieder kreuzen.
Diese Reise war voller Herausforderungen, aber auch voller unvergesslicher Begegnungen und Momente. Und genau das machte sie so besonders.