Projekt Europa

Flüssige Radwege

(28 November 2022)

Endlich in Portugal! Nach all den Kilometern, die ich bereits hinter mir hatte, fühlte es sich fast unwirklich an, nun tatsächlich in diesem Land zu sein. Die letzten zwei Nächte hatte ich in einer kleinen Pension verbracht, geführt von einem sympathischen Herrn aus Amsterdam. Doch nun war es Zeit, wieder aufs Rad zu steigen und die Küste entlangzufahren – der EuroVelo 1 wartete mit atemberaubenden Ausblicken auf mich.

Portugal war für mich kein unbekanntes Terrain. Schon als Kind hatte ich dieses besondere Land besucht, und nun war ich mit dem Fahrrad hier – ein großer Moment! Mein nächstes großes Ziel war Porto, etwa 70 Kilometer entfernt. Ob ich das an einem Tag schaffen würde, war ungewiss. Zum Glück waren die Höhenmeter nicht allzu anspruchsvoll, was das Vorankommen erleichterte. Doch wie immer war nicht alles planbar.

Auf dem Weg begegnete ich einem anderen Radfahrer, der mir kurzerhand eine kostenlose Strandtour gab und mir den schönsten Strand der Stadt zeigte. Spontane Begegnungen wie diese machten meine Reise so besonders. Nach einem kühlen Bier setzte ich meine Fahrt fort, wenn auch nur langsam, da ich ständig anhielt, um Fotos und Videos zu machen. Aber das war in Ordnung – Zeit hatte ich genug.

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Am nächsten Morgen spürte ich eine leichte Wehmut. Ich vermisste mein Zuhause, vor allem weil meine Schwester Geburtstag hatte und ich zum ersten Mal nicht mit ihr feiern konnte. Doch so ist das Reisen – es bringt unvergessliche Erlebnisse, aber manchmal auch Sehnsucht nach dem Vertrauten. Als wäre das nicht genug, führte mich meine Navigations-App auf einen unfahrbaren Weg direkt durch tiefen Sand am Strand. Also blieb mir nichts anderes übrig, als zu schieben.

Die letzten Tage hatten von mir einiges abverlangt – Regen, Pannen, Müdigkeit. Durch den anhaltenden Regen waren meine Füße mittlerweile ständig nass, und auf den Wegen bildeten sich tiefe Wasserlöcher. Doch immerhin ließ sich die Sonne heute wieder blicken, und ich hoffte auf besseres Wetter in den kommenden Tagen.

Als ich Porto schließlich erreichte, gönnte ich mir eine Nacht in einem Hostel. Zu meiner Überraschung entpuppte es sich als Party-Hostel – eine unerwartete Wendung. Der Abend begann mit Trinkspielen und endete um 5 Uhr morgens im Club. Kein Wunder, dass ich am nächsten Tag mit Kopfschmerzen aufstand. Trotz Kater schaffte ich es, knapp 50 Kilometer zurückzulegen – nicht schlecht unter diesen Umständen!

Doch das Wetter blieb unberechenbar. Plötzlich zog ein Sturm auf, und ich suchte Schutz in einem kleinen, wenig wetterfesten Häuschen. Der Wind heulte, der Regen prasselte, und ich saß frierend und durchnässt da. Mein einziger Schutz: ein Regenschirm, den ich mir Tage zuvor gekauft hatte. Hier konnte ich unmöglich die Nacht verbringen, also beschloss ich, mir ein Hostel zu suchen.

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Am nächsten Morgen war es an der Zeit, mein Fahrrad zu pflegen. Die Kette knirschte und knarrte – eine gründliche Reinigung war dringend nötig. Nach einer Stunde Arbeit war alles wieder in Schuss, und ich konnte meine Reise fortsetzen. Endlich schien die Sonne wieder – eine Wohltat nach den stürmischen Tagen. Jetzt hieß es weiterfahren und hoffentlich einen guten Platz zum Campen finden.

Im nächsten Abschnitt meiner Reise erwartete mich eine völlig neue Landschaft: verbrannte Erde in Portugal, das berühmte Nazaré und der zunehmende Verschleiß meiner Ausrüstung. Doch das sind Geschichten für das nächste Abenteuer!

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