Projekt Europa

Der Jakobsweg - Bis Santiago de Compostela

(16 November 2022)

Der raue Wind peitschte die ganze Nacht gegen mein Zelt. Ich hatte am Vortag einen wunderbaren Platz zum Wildcampen gefunden, doch die Sturmböen machten es mir nicht leicht. Immer wieder musste ich raus, um die Heringe nachzustecken. Der Regen störte mich nicht besonders, aber der Wind – der verlangte meinem Zelt und mir einiges ab. Trotz allem hielt es durch, und am Morgen weckte mich das sanfte Licht der aufgehenden Sonne.

Nach einem schnellen Frühstück packte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg. Die Strecke führte mich erst an der Küste entlang, bevor ich mich ins Landesinnere Richtung Santiago de Compostela vorarbeitete. Die ersten Kilometer verliefen problemlos, doch dann kam der nächste große Anstieg. Ich stellte meine Klickpedale etwas leichter ein – schließlich war ich in den letzten Tagen schon ein paar Mal samt Fahrrad umgekippt, weil ich nicht rechtzeitig aus den Pedalen kam.

Der Tag verging mit mühsamen Höhenmetern. Ich schob mein Fahrrad immer wieder steile Anstiege hinauf, vier Kilometer hatte ich schon hinter mir, nur noch einer fehlte bis zum höchsten Punkt. Von dort aus konnte ich in der Ferne das Meer sehen – vielleicht zum letzten Mal auf dieser Reise. Oben angekommen suchte ich mir schnell einen Platz für die Nacht. Nach nur 16 Kilometern war ich völlig erschöpft und beschloss, hier zu bleiben. Ich baute mein Zelt auf, kochte mir eine einfache Mahlzeit und fiel dann müde in den Schlaf.

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Der nächste Morgen war bitterkalt. Die Temperaturen fielen in der Nacht auf drei Grad, und meine Akkus litten unter der Kälte. Ich musste sie in der Jackentasche aufwärmen, um sie überhaupt noch nutzen zu können. Auch meine Luftmatratze verlor langsam Luft – nichts Dramatisches, aber ich wusste, dass ich mich bald darum kümmern musste. Also packte ich alles zusammen, pumpte noch schnell meine Reifen auf und machte mich wieder auf den Weg.

Nach einigen weiteren anstrengenden Kilometern kam ich an einem kleinen, verlassenen Haus vorbei. Ein Lost Place mitten im Nirgendwo. Neugierig wagte ich mich hinein. Der Boden war übersät mit Müll, alte Möbel standen verstaubt in den Ecken. Es sah aus, als hätte es mal eine Bar oder einen Club gegeben. Ein spannender Ort, aber nicht gerade einladend zum Verweilen. Also setzte ich meine Reise fort.

Nach mehreren Tagen in der Wildnis buchte ich mir endlich ein Hotelzimmer. Ich brauchte dringend eine Dusche und eine Möglichkeit, meine Akkus aufzuladen. Fünf Nächte in der freien Natur hatten ihre Spuren hinterlassen. Ich gönnte mir einen Tag Pause, schnitt Videos für meinen YouTube-Kanal und bereitete mich auf die letzten Kilometer nach Santiago de Compostela vor.

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Am nächsten Morgen ging es weiter. Noch 72 Kilometer trennten mich von meinem nächsten Etappenziel. Das Wetter wurde schlechter, der Wind nahm zu, und laut Wetterbericht würde es bald regnen. Ich hoffte auf das Beste und kämpfte mich weiter durch den Tag. Die Straßen wurden voller, Lastwagen donnerten an mir vorbei. Nach einigen Kilometern entschied ich mich, die Route zu ändern – lieber ein Umweg als diese stressige Straße.

Am letzten Tag waren es nur noch 40 Kilometer. Ich war voller Vorfreude, aber auch erschöpft. Als ich endlich in Santiago de Compostela ankam, setzte der Regen ein. Und zwar nicht nur ein paar Tropfen – es goss in Strömen. Ich suchte vergeblich nach einem Unterstand und kam schließlich klitschnass in der Stadt an. Doch das war mir egal. Ich hatte es geschafft!

Trotz aller Strapazen war es eine unglaubliche Erfahrung. Nun hieß es erst einmal eine Unterkunft finden, die Stadt erkunden und mein nächstes Ziel planen.

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