Projekt Europa

Der Jakobsweg - Blessuren

(29 Oktober 2022)

Es war früh am Morgen, als ich aus meinem Zelt kroch. Die Nacht hatte ich auf einem ruhigen Platz verbracht, perfekt zum Wildcampen. Ich hatte gut geschlafen, nur ein leichter Regen hatte mich kurz geweckt. Doch jetzt war es Zeit, weiterzufahren – mein Ziel: Santander, etwa 25 Kilometer entfernt. Dort erwartete mich ein Paket, das bis 22 Uhr eintreffen sollte.

Unterwegs überprüfte ich noch einmal den Status meines Pakets über die Amazon-App. Da ich in Spanien bestellt hatte, war alles auf Spanisch – und in meiner morgendlichen Unachtsamkeit drückte ich versehentlich auf den falschen Knopf und stornierte die Bestellung. Super. Also bestellte ich das Paket erneut, doch nun sollte es erst am nächsten Tag ankommen. Typisch ich.

Mein Fahrrad benötigte ebenfalls Optimierungen. Das größte Problem: Der Lenker kippte zur Seite, wenn ich es mit dem Ständer abstellte. Die Lösung? Ein einfaches Band, das den Lenker fixierte. Nicht elegant, aber funktional.

Der Wind machte mir während der Fahrt schwer zu schaffen. Teilweise konnte ich nur zehn Kilometer pro Stunde fahren, und manchmal hatte ich das Gefühl, dass er mich von der Straße wehen wollte. Endlich erreichte ich die Fähre, die mich nach Santander bringen sollte. Während der Überfahrt erwischte mich eine große Welle – einmal komplett nass, inklusive Schuhen und Gepäck. Na super, wenigstens wusste ich jetzt, wie Salzwasser schmeckt.

Nach der Ankunft musste ich feststellen, dass der geplante Campingplatz geschlossen war – das hatte zwar im Internet gestanden, aber ich hatte es gekonnt überlesen. Also hieß es: acht Kilometer weiterfahren. Am neuen Platz angekommen, überlegte ich, ob ich das Paket nicht einfach wieder stornieren sollte – der Gedanke, noch einmal 15 Kilometer nach Santander zurückzufahren, nervte mich. Doch zum Glück gab es eine Busverbindung, also beschloss ich, es am nächsten Tag abzuholen.

•••

Der folgende Tag war entspannt. Erst zum Decathlon, neues Gas besorgen, dann durch die Stadt schlendern und gut essen. Schließlich kam mein Paket an, und ich machte mich daran, mein Fahrrad umzubauen. Ich hatte mir neue Pedale und Schuhe mit Klicksystem gekauft. Mein erster Eindruck? Viel bequemer und effizienter. Allerdings hatte ich eine gewisse Angst davor, nicht rechtzeitig aus den Klickpedalen herauszukommen.

Und natürlich passierte genau das: Kaum hatte ich mich an das System gewöhnt, fiel ich prompt um – direkt vor einem Krankenhaus. Ich wollte die Straßenseite wechseln, musste abrupt bremsen, kam nicht rechtzeitig aus den Pedalen und kippte um. Mein linkes Handgelenk schmerzte, aber es war nur eine leichte Verstauchung.

•••

Nach einer weiteren Nacht in einer Pilgerherberge, wo ich auf neugierige Pilger traf, die mich als „den Verrückten mit dem vollbepackten Fahrrad“ bezeichneten, ging es weiter. Die Strecke war hügelig, und die Hitze setzte mir zu. Bereits morgens um neun waren es 23 Grad, und die Luftfeuchtigkeit war extrem hoch. Während einer kurzen Pause passierte dann das nächste Missgeschick: Ich trat beim Aufsteigen unglücklich auf das Pedal und rammte es mir tief in die Ferse. Blutend und fluchend suchte ich nach einem Café, um mich und meine Wunde zu versorgen.

Es gab Tage, an denen einfach alles schiefging – und dieser war einer davon. Autos donnerten an mir vorbei, der Wind blies unerbittlich, und meine Laune sank auf den Nullpunkt. Ich beschloss, es für heute gut sein zu lassen, suchte mir einen Platz zum Campen und kochte mir ein warmes Essen. Manchmal war das die beste Lösung: einen schlechten Tag einfach enden lassen und auf einen besseren Morgen hoffen.

So ging es weiter – neue Herausforderungen, neue Erlebnisse. Und wenn ihr wissen wollt, wie sich die erste Panne meines Fahrrads anbahnte, dann bleibt dran!

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