(19 Oktober 2022)
Es war schon recht spät, als ich mich aus meinem Hostel in Bordeaux auf den Weg machte. Nach einem schnellen Frühstück und etwas Arbeit am Laptop war es Zeit, wieder in die Pedale zu treten. Die Strecke aus Bordeaux heraus erwies sich als unspektakulär – eine scheinbar endlose Landstraße, die mich Kilometer für Kilometer weiterführte. Die Landschaft veränderte sich kaum, und so fuhr ich stundenlang ohne besondere Ereignisse. Erst gegen fünf Uhr am Abend merkte ich, dass ich es fast geschafft hatte: Nur noch zehn Kilometer trennten mich vom Atlantik.
Die Vorstellung, nach so langer Fahrt endlich das Meer zu sehen, beflügelte mich. Doch dann kam der unerwartete Rückschlag: Die Route, die ich mir vorgenommen hatte, war aufgrund vergangener Waldbrände gesperrt. Ein Umweg von 40 Kilometern war meine einzige Möglichkeit. Ich suchte vergeblich nach einem geeigneten Schlafplatz und entschied schließlich, die Nacht durchzufahren. Mein Ziel war klar: Ich wollte unbedingt noch am selben Tag den Atlantik erreichen.
Als die Dunkelheit hereinbrach, verwandelte sich meine Fahrt in ein Abenteuer. Die Straßen waren gesäumt von Kröten, und ich musste Slalom fahren, um sie nicht zu überrollen. Drei Mal begegnete ich Wildschweinfamilien, die mitten auf dem Radweg standen und mir den Weg versperrten. Um sie rechtzeitig zu vertreiben, drehte ich meine Musik lauter. Gegen halb drei in der Nacht war ich vollkommen erschöpft und entdeckte in einem kleinen Dorf eine Art Unterstand, in dem ich für ein paar Stunden Schlaf fand. Auf dem Boden liegend, eingewickelt in meinen Schlafsack, stellte ich mir den Wecker auf fünf Uhr. Doch nach wenigen Stunden Schlaf war ich noch immer müde und gönnte mir weitere Ruhe auf einer Bank, bevor ich meinen Weg fortsetzte.
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Als endlich der Morgen anbrach, war es so weit: Ich hatte nur noch fünf Kilometer bis zum Meer. Die Strapazen der Nacht waren fast vergessen, als ich schließlich den Atlantik erblickte. Ich konnte es kaum fassen – ein unglaubliches Gefühl der Erleichterung und Freude durchströmte mich. Ich setzte mich hin und genoss den Anblick, bevor ich mich langsam wieder auf den Weg machte.
Die nächsten Kilometer führten mich an der Küste entlang, doch viel vom Meer bekam ich nicht zu sehen. Die Route verlief größtenteils durch den Wald, und nach einer Weile wurde die monotone Landschaft eintönig. Am Abend quartierte ich mich in einer kleinen Wohnung ein – nach der anstrengenden Nachtfahrt und den insgesamt 140 gefahrenen Kilometern sehnte ich mich nach einem richtigen Bett. Mit einem Glas Wein in der Hand ließ ich den Tag ausklingen, froh darüber, einen Moment der Ruhe gefunden zu haben.
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Am nächsten Morgen ging es früh weiter. Ich hatte noch etwa 70 Kilometer bis zur spanischen Grenze vor mir. Doch während der Fahrt merkte ich, dass mein Körper langsam schlapp machte. Ich war müde, ausgelaugt und jede Steigung raubte mir die letzte Kraft. Als ich in die Nähe von Biarritz kam, suchte ich mir einen Campingplatz, um mich endlich auszuruhen. Doch die Erschöpfung machte mir weiterhin zu schaffen. Mein Körper rebellierte – Übelkeit und Magenkrämpfe setzten ein, jede Anstrengung wurde zur Qual.
Trotz allem schaffte ich es, die spanische Grenze zu überqueren. In Hondarribia nahm ich mir eine dringend benötigte Pause. Ich schlief fast den gesamten Tag durch, doch meine Beschwerden blieben. Nach zwei Tagen wagte ich es dennoch, weiterzufahren. Doch schon nach wenigen Kilometern spürte ich, dass ich nicht fit war. Ich konnte kaum etwas essen, fühlte mich schwach und zittrig. Jeder Anstieg wurde zur Tortur. So erreichte ich San Sebastián und entschied mich, erneut für einige Tage auf einem Campingplatz zu bleiben.
Meine Hoffnung, dass es bald besser werden würde, erfüllte sich nicht sofort. Die Übelkeit blieb, und ich musste jede Anstrengung vermeiden. Schließlich wechselte ich den Campingplatz, um einem unangenehmen Geruch auszuweichen, der meine Beschwerden noch verschlimmerte. Mit letzter Kraft schob ich mein Rad einen steilen Anstieg hoch, um einen besseren Platz zu erreichen. Dort nahm ich mir erneut einen Tag zur Erholung. Langsam wurde es besser – doch ich wusste, dass ich noch Kraft für die bevorstehende Strecke sammeln musste.
Wie es mit meiner Reise weiterging? Das werde ich in den nächsten Tagen herausfinden. Aber eines war klar: Manchmal muss man auf seinen Körper hören, Pausen einlegen und sich die Zeit nehmen, um wieder zu Kräften zu kommen.